Ich hätte auch einfach Jus fertig studieren, in Mindeststudienzeit bleiben und dann in der Rechtsabteilung irgendeines x-beliebigen Unternehmens tätig sein können. Das wäre sicher gewesen, ich hätte ein festes Einkommen und geregelte Arbeitszeiten. Was ich nicht hätte? Raum zur Selbstverwirklichung.
Zeit für einen Hund, der mir jeden Tag zeigt, wie lebenswert das Leben ist. Zeit für stundenlange Spaziergänge in der Natur, die mich erden und bei denen ich, abseits von Trubel und Oberflächlichkeiten, die Seele baumeln lassen kann. Einen abwechslungsreichen Tagesablauf, dessen Ablauf ich selbst bestimme. Zeit für Hobbies und Aktivitäten, die mich wirklich interessieren und mich wachsen lassen.
Gleich vorab: Ich möchte hier niemandem zu nahe treten. Natürlich kann man auch auch mit einem fixen Job, beispielsweise im Büro, glücklich und erfüllt leben. Aber: Wenn man ihn aber nur aus Bequemlichkeit und Zukunftsängsten weiterhin macht und dabei todunglücklich ist – dann ist es an der Zeit, etwas zu ändern.
Schritte zur Selbstverwirklichung:
1. Was will ich eigentlich?
Und genau an diesem Punkt war ich vor etwa 2 Jahren. 3 angefangene Studiengänge, ein Teilzeitjob, nebenbei die Selbstständigkeit und immer im Hinterkopf, dass ich innerhalb der Toleranzsemester bleiben und halbwegs gute Noten schreiben muss, um irgendwann einen gescheiten Job zu bekommen. Irgendwann kam aber der Tag, an dem mir alles zu viel wurde. Wochenlang hatte ich bei schönstem Frühlingswetter drinnen Paragraphen und Lösungswege für Rechtsfragen auswendig gelernt – um dann bei der Prüfung einen Fünfer zu kassieren. Ich habe eingesehen: Was man gern macht, macht man gut. Bedeutet im Umkehrschluss: Was man nicht gern macht, macht man auch nicht gut. Es war also an der Zeit für Veränderung. Zeit für Selbstverwirklichung.
Dann war es soweit: Ich hab einfach mal gemacht.
Ich habe die versemmelte Prüfung nie wiederholt und im nächsten Semester das Studium auf Eis gelegt und mich selbstständig gemacht.
Nie hatte ich so viel Arbeit wie jetzt, kaum Zeit für mich – und dennoch hatte ich nie so viel Lebensfreude.
Ich bin so dankbar, einem Beruf nachgehen zu können, der mich erfüllt, mich ständig wachsen lässt und immer wieder neue Facetten zeigt.
Arbeit kann so viel mehr bedeuten als reines Geldverdienen und ich finde es unfassbar schade, dass so viele Menschen absolut unglücklich und unzufrieden mit sich und ihrem Beruf sind – und sich dennoch nicht aus der Komfortzone herauswagen. Klar, es gibt Fälle, in denen dies nicht möglich ist – aber für die meisten gilt wohl:
Life goes on whether you choose to move on and take a chance in the unknown or stay behind, locked in the past, thinking of what could’ve been.
2.
Was ist schon Reichtum?
Im Zuge meines Studiums bin ich mit dem sogenannten ‘Sozialkonstruktivismus’ in Berührung gekommen. Der Sozialkonstruktivismus ist eine sozialwissenschaftliche Strömung, die sich unter anderem damit beschäftigt, dass vieles, das wir als ‘natürlich’ oder selbstverständlich hinnehmen, in Wirklichkeit nur gesellschaftlich ‘konstruiert’ wurde. So z.B. der Umstand, dass man in unserer Gesellschaft als reich gilt, wenn man viel Geld hat. Gleichsam finden wir es erstrebenswert, ebenfalls viel Geld zu haben, da Reichtum mit Ansehen und Macht einhergeht.
Das ist eben so. Wer viel Geld hat, ist reich. Oder? Eben nicht. Nur wurde dies von uns so festgelegt, hat sich so eingespielt.
Wäre Reichtum als etwas ganz Anderes definiert worden, dann wäre jetzt vielleicht der am einflussreichsten, der am meisten Nächstenliebe verbreitet oder Wohltätiges vollbringt. Reich an Liebe, reich an Freude, reich an Gesundheit.
Es gibt so viel Erstrebenswerteres als Geld, Ansehen und Macht.
Also, Schritt 2 zur Selbstverwirklichung: Wir alle müssen nur beginnen, umzudenken – anstatt starren gesellschaftlichen Konventionen zu folgen, die anscheinend das Maß der Dinge sind.
3. Lass dir Zeit
Je mehr ich mich mit dieser Welt, unserer Gesellschaft und den Menschen, die hier leben, auseinandersetze, desto bewusster wird mir: Entschleunigung ist wichtig in unserer schnelllebigen Zeit. Wir hasten von einem Termin zum nächsten, wollen mehr Geld verdienen, arbeiten ohne Ende, haben ständig Angst etwas zu verpassen. Übersehen dabei, wie viel Glück uns die kleinen Dinge bereiten könnten – all die Dinge, die nicht viel kosten:
Zeit mit Familie und Freunden verbringen, in der Natur sein, einem Hobby nachgehen, usw.
Ich habe bemerkt, um wie viel erfüllter mein Leben ist – seit ich mehr davon tue, was mir Freude bereitet, anstatt das zu tun, was andere von mir erwarten.
Einfach mal machen: Du hast dein Leben in der Hand
Sich gestrandet fühlen, nichts geht weiter. Unser Leben lang segeln wir zu neuen Inseln. Manche bleiben unentdeckt, auf anderen tun sich neue Möglichkeiten auf – wenn man den Mut hat, sie zu erkunden.
Wer mit dem eigenen Leben unglücklich ist, hat es in der Hand, etwas zu ändern.
Als Kind stehen einem Menschen noch alle Türen offen, man hat große Träume und Ziele. Wenn ich daran denke, mit welcher Leidenschaft ich mein damaliges Hobby, das Zeichnen, verfolgt habe – mein jetziges Ich kann sich eine große Scheibe davon abschneiden. Wenn ich eine Zeichnung doof fand, wurde das Blatt ohne zu zögern zerrissen – um eine neue zu beginnen.
Und hier sind wir schon beim Thema: Zögern, zerdenken und zweifeln – meine 3 „Endgegner“. Sie verursachen Stillstand und negative Gedanken, die am Weiterkommen hindern.
Daher: Klar, als Erwachsener kann man nicht jede unangenehme Situation einfach „in Luft auflösen“ wie eine zerrissene Zeichnung – trotzdem kann man wieder öfter das Kind in sich zum Vorschein kommen lassen – und die Situation, die einen unglücklich macht, verlassen.
Wer mit gehissten Segeln und voller Fahrt voraus immer auf der Suche nach neuen Ufern ist, wird seinen Hafen irgendwann finden. Ganz bestimmt.
Vor allem deinen letzten Satz finde ich sehr sehr schön! <3
Liebe Grüße!