Mehr sein mit weniger: Eine Phrase, die mir zum Thema Capsule Wardrobe gleich in den Sinn kommt. Mehr Stil mit weniger Kleidung. Mehr Kombinationsmöglichkeiten mit weniger Kleidung. Mehr Zufriedenheit mit weniger Kleidung. Ich kann ein Lied davon singen, wie zermürbend es sein kann, täglich vor einem überquellenden Kleiderschrank zu stehen und dennoch nichts anzuziehen zu haben.
Da reiht sich Schrankleiche an Schrankleiche, nichts will so richtig passen. Ich hatte die Angewohnheit entwickelt, mir Kleidung zu kaufen, wenn mir etwas gefiel oder ich ‘mal nicht so gut drauf war – das hübsche neue Kleidchen wird es schon wieder richten. Irgendwann war mein Schrank nicht mehr mit Kleidung in meiner Stilrichtung gefüllt – sondern bestand nur noch aus wahllos zusammengewürfelten Sachen verschiedenster Gemütszustände oder unüberlegter Spontankäufe. Irgendwie logisch, dass da dann nichts so wirklich zusammenpassen wollte.
Was nun? Die Lösung: Capsule Wardrobe
Es reichte also. Ich hatte absolut keine Lust mehr, mir den Tag schon dadurch vermiesen zu lassen, dass ich anscheinend nichts Passendes anzuziehen hatte bzw. nichts, in dem ich mich wohlfühlen würde. Ich musste also etwas ändern – und stieß schließlich auf das Konzept der Capsule Wardrobe. Es geht darum, herauszufinden, wie viel Kleidung man wirklich benötigt – und sich in weiterer Folge von unnötigem Ballast zu befreien.
Grob umrissen werden unter dem Begriff “Capsule Wardrobe” folgende Kleidungsstücke verstanden:
Oberteile, Hose, Kleider, Röcke, Jacken und Mäntel sowie Schuhe.
Alles was man sich eben so überstreift, wenn man in der Öffentlichkeit halbwegs nett aussehen will. Ich persönlich würde auch noch meine Taschen und Rucksäcke hinzuzählen, an sich kann das aber jeder so handhaben wie er möchte – und wie es sich eben gut anfühlt, um das geht es schließlich vorrangig. Es gibt natürlich keine strikten Regeln für die perfekte individuelle Capsule Wardrobe.
Um meiner Stilrichtung ein “Gesicht” zu geben, durchforstete ich sämtliche Social Media Kanäle wie Instagram, Pinterest sowie verschiedenste Fashion-Blogs – bis ich zu dem Entschluss kam: Je simpler und hochwertiger, desto mehr sagt es mir in der Realität zu. Klar, auch ich kann pompösen Haute-Couture-Trends etwas abgewinnen. Sie sind ein Kunstwerk für sich, meiner Meinung nach im Alltag jedoch meist nicht tragbar. Die erste Frage auf dem Weg zur Capsule Wardrobe lautet folglich also:
1. In welcher Stilrichtung fühle ich mich, egal zu welchem Anlass, wohl?
Was für die eine das kleine Schwarze ist, ist für die andere der lässige Jumpsuit – Geschmäcker sind bekanntlich verschieden. Um also eine Capsule Wardrobe zu planen und sie dann nach und nach umzusetzen, musst Du für Dich selbst entscheiden, auf welche Kleidungsstücke Du keinesfalls verzichten kannst, um Dich jeden Tag so anziehen zu können, wie Du Dich am wohlsten fühlst.
In meinem Falle sind das: Jeans oder eine gut sitzende, locker fallende Hose, ein schlichtes Shirt und dazu Sneakers oder schwarze Stiefletten sowie eine Umhängetasche oder ein praktischer Rucksack und je nach Wetter noch ein Mantel, der qualitativ hochwertig sein sollte, um für lange Zeit mein Alltagsbegleiter zu bleiben.
Bei Dir kann das natürlich auch eine karierte Bluse mit Jeansrock, Ballerinas und einer coolen Bomberjacke als Stilbruch sein. Es geht hierbei einfach darum, sich ein Grundgerüst an Kleidungsstücken aufzubauen, mit denen man problemlos verschiedene Outfits kombinieren kann – ohne stundenlang mit einem Fragezeichen über dem Kopf vor dem Kleiderschrank zu verbringen.
Empfehlenswert: Sich von Magazinen oder auf Blogs, Pinterest und Instagram inspirieren lassen und eine grobe Pro/Contra-Liste davon erstellen, was am besten gefällt und worauf man verzichten kann.

2. Passen die Artikel in meinem Kleiderschrank zu meinen Aktivitäten?
Wer wie ich vorwiegend im Home-Office arbeitet, wird wohl in den seltensten Fällen ein schickes Kostüm tragen, wer nur einmal im Jahr einen Ball besucht, kommt meist auch ohne große Menge an Abendkleidung aus und wer im Alltag ausschließlich Sneakers trägt, dem werden High Heels nicht besonders fehlen – ihr versteht bestimmt, worauf ich hinausmöchte: Es macht wenig Sinn, sich Kleidung nur deshalb zuzulegen, weil man sie “vielleicht irgendwann einmal benötigen wird” oder weil sie einem in diesem Moment gerade gefällt. Diesem Irrglauben bin auch ich lange Zeit aufgesessen – das Ergebnis war, wie weiter oben schon erwähnt, ein überquellender Kleiderschrank voller Schrankleichen und trotzdem nichts anzuziehen (mehr dazu hier). Also, ganz wichtig:
KAUFE ETWAS NICHT AUSSCHLIESSLICH DESHALB, WEIL ES DIR GEFÄLLT ODER DU ES EVENTUELL IRGENDWANN EINMAL TRAGEN WIRST.
Wenn Du Dich dann damit auseinandergesetzt hat, was Dir gefällt und was Deinen Lebensstil widerspiegelt, folgt die Frage, die für mich immer am schwersten zu beantworten ist:
3. Brauche ich das wirklich noch für meine Capsule Wardrobe?
Von Zeit zu Zeit solltest Du nämlich Deinen Schrank ausmisten, um den Überblick zu behalten. Warum ich mich mit der Antwort auf diese Frage so schwer tue?
Ich bin einfach viel zu emotional. Nahezu jedes Teil hat eine Bedeutung für mich, an jedem Shirt haftet eine bestimmte Erinnerung. Sich von solchen (meist schönen, manchmal aber auch unangenehmen) Erinnerungen zu trennen, ist ein hartes Stück Arbeit. Aus solchen Trennungsschwierigkeiten resultiert der Umstand, dass sich in meinem Schrank teilweise noch Kleidungsstücke von vor 10 Jahren finden.
Hier muss ich lernen, besonders “radikal” zu sein: Wenn ich der Ansicht bin, dass ein Teil nicht mehr zeitgemäß ist oder ich es schlichtweg nie mehr tragen werde – dann ab in einen Sack damit, zuschnüren, eventuell spenden und (sobald wie möglich) vergessen. Aus den Augen aus dem Sinn also.
Dieses regelmäßige Überdenken Deiner Capsule Wardrobe verhindert, dass sich wieder zu viel Kleidung anhäuft und Du erneut den Überblick zu verlierst. Ich habe mir inzwischen übrigens die Regel auferlegt, dass für jedes neue Kleidungsstück ein altes gehen muss.
Außerdem habe ich begonnen, eine Liste in meinem Smartphone zu führen, in der sich alle Kleidungsstücke finden, aus denen meine Garderobe zurzeit besteht – hilft mir ebenfalls ungemein, eine bessere Übersicht zu bewahren.
Wer es noch übersichtlicher gestalten möchte: Die Kleidungsstücke kann man auch fotografieren und mit der Polyvore App zu einer Collage zusammenstellen, damit man sich davon inspirieren lassen kann.
Diese App ist wirklich total praktisch: Outfitkombinationen können supereinfach ausprobiert werden, ohne sie selbst anziehen zu müssen und auch Kleidungsstücke, die andere Nutzer hochgeladen haben, kann man in seine Outfit-Collagen einfügen. Seit ich sie verwende, fällt es mir um Einiges leichter, mich von alten Sachen zu trennen, die ich ohnehin nicht mehr anziehe – einfach weil mir vor Augen geführt wird, dass ich auch mit weniger Kleidung tolle Outfits kombinieren kann.
Natürlich erfordert es ein wenig Arbeit, denn erst einmal müssen alle relevanten Stücke fotografiert werden. Aber wenn man das hinter sich gebracht hat, überwiegt die Begeisterung. Wie einfach es doch sein kann, hübsche Looks zu erstellen! Auch toll: Man kann sich von den Outfit-Collagen der anderen Nutzer inspirieren lassen.
Sehr interessant, ich habe vorher gar nicht so genau wisst, was sich hinter diesem Begriff verbirgt!
Das Prinzip ist zwar etwas zu radikal für mein Leben, aber ich finde die Guidelines sehr hilfreich und sinnvoll, auch wenn man nicht unbedingt eine Capsule Wardrobe haben möchte. Toll zusammengefasst!
xx,
Jasmin
Hey, danke für deine Empfehlung!
Liebe Grüße!
Ich finde die Idee einer Capsule Wardrobe wirklich spannend und habe mich auch schon öfter mit dem Gedanken beschäftigt. Bisher habe ich es aber noch nicht geschafft, so wenige Teile in meinem Kleiderschrank zu haben, dass man von einer Capsule Wardrobe sprechen könnte 😀
Liebe Grüße, Caro :*
http://nilooorac.com/
Sehr guter Beitrag.
Ich beschäftige mich auch intensiv mit der Capsule Wardrobe.
Von der App hatte ich schon einmal etwas flüchtig gehört. Aber ich werde sie mir nochmal genauer ansehen. 🙂
Liebe Grüße
Laura
Hui, bin gerade total motiviert mein Schrank auszumisten. 🙂
Dann geh es am besten gleich an 😀 Nach dem Ausmisten fühlt man sich so befreit und richtig gut! Außerdem ist dann wieder Platz für ein paar hübsche neue Sachen – Abwechslung tut doch auch gut 🙂
Alles Liebe,
Eva
Hey, ich finde den Artikel auch wirklich super geschrieben, danke fürs Aufklären :)!
Liebe Grüße zum Wochenende!