Faire Mode kann auf den ersten Blick recht teuer erscheinen. Als Studentin und nach mittlerweile zwei Jahren Fair Fashion kann ich Dir aber versprechen: Auch mit begrenztem Budget brauchst Du nicht darauf zu verzichten. Man muss nur die Herangehensweise ändern und auch wissen, wo man suchen und finden kann. Nachfolgend findest Du einige Tipps, die Dir die Suche nach leistbarer fairer Mode erleichtern sollen.
Faire Mode: Weniger ist mehr
Dieser Punkt ist meines Erachtens der wichtigste: Konsum im Übermaß kommt immer teuer. Ein überquellender Kleiderschrank voller Sachen von H&M, Zara & Co. verschlingt so viel Geld, wie ein Kleinwagen kosten würde.
Meist ist es aber doch so: Den Großteil der Klamotten, die sich darin stapeln, braucht man gar nicht. Eine gut sitzende weiße Bluse in hochwertiger Qualität macht über viele Jahre Freude – während die zig schlecht sitzenden Blusen von Primark nach wenigen Monaten mit Löchern auf dem Müll landen oder kaum getragen im Kleiderschrank verstauben.
Ein erster Schritt in Richtung ethisch korrekter Kleiderschrank kann also sein: Kaufentscheidungen von jetzt an genauer zu hinterfragen und bewusster zu entscheiden. Zudem sollte man abzuwägen, ob man das neue Kleidungsstück wirklich braucht oder es nur gefällt bzw. eine Laune kompensieren soll.
Aufwändige Herstellung: Mach’ Dir den Wert der Ware bewusst
Gleich vorab: Faire Mode ist in den meisten Fällen einfach hochpreisiger als herkömmliche Kleidung, die in den Läden der Textilriesen angeboten wird. Um Dir zu zeigen, dass dieser günstige Preis meist aber nur auf dem Rücken der Textilarbeiter ausgetragen werden kann, möchte ich Dir im Folgenden die lange und aufwändige Produktionskette eines Kleidungsstückes genauer darlegen.
Es gibt etwa 160 Produzentenländer der Textilindustrie weltweit. Der Großteil der Kleidung, die hier bei uns in den Läden landet, wird aber in China, Kambodscha und Bangladesch hergestellt – zu 80 bis 90 Prozent von Frauen.
Der Weg, den ein Kleidungsstück von seiner Rohstoffgewinnung bis hin zur schlussendlichen Entsorgung geht, lässt sich anhand des Beispiels einer Jeanshose in die einzelnen Schritte aufteilen:
Rohstoffgewinnung und -erzeugnis:
Nahezu jede Jeans besteht aus Baumwolle. Baumwolle wird großteils in den USA, in Indien und in China angebaut. Während in den USA die Ernte schon mit großen Maschinen stattfindet, wird in vielen anderen Anbaugebieten die Baumwolle auch heute noch mit der Hand gepflückt.
Der Rohstoff wird im Anschluss an die Ernte aufbereitet. Dabei werden die Baumwollfäden von den Samenkapseln und etwaigen Verunreinigungen befreit. Außerdem trennt man in diesem Schritt die einzelnen Fasern voneinander. Hier werden zudem die hochwertigen von den weniger hochwertigen oder kaputten Fasern getrennt.
Maschinen verspinnen die gesäuberten und sortierten Fasern im nächsten Schritt in der Spinnerei zu einem festen Garn.
Die Produktion der Jeanshose:
Das “Fundament” für ein zukünftiges Kleidungsstück ist nun also gelegt. Wenn aus der Baumwolle ein festes Garn geworden ist, wandert es in die Weberei oder Strickerei zur weiteren Verarbeitung. Die Weberei stellt eher großflächige Gewebe her, in der Strickerei wird Baumwolle zu Strickgewebe. Auch für diesen Vorgang gibt es mittlerweile Maschinen, die aber natürlich bedient und gewartet sowie überwacht werden müssen.
Der nächste Arbeitsschritt ist die sogenannte Veredelung. Hier wird der Jeansstoff gefärbt. Viele Hersteller lassen mittlerweile bereits das Garn färben, denn ein Jeansstoff besteht in der Regel aus einer Mischung aus naturbelassenen und gefärbten Fäden.
Bei anderen Textilien, aber teilweise auch bei Jeanshosen, finden noch einige weitere Prozesse statt – wie das Bleichen, Färben und Bedrucken. Diese Vorgänge gehen leider meist mit gesundheitlichen Belastungen für die Textilarbeiter einher. Herkömmliches Bleichen und Färben mit Chemikalien gibt giftige Dämpfe ab, die Lunge, Haut und Hirnfunktionen schädigen können.
Der nun fertige Stoff wird dann zur Verarbeitung in die Nähereien transportiert. Dort werden nach vorgefertigten Schnittmustern die Stoffe zurechtgeschnitten und im Anschluss die Kleidungsstücke genäht. Jeder Arbeitsschritt wird von einer anderen Arbeiterin durchgeführt. Für die Herstellung einer einzigen Jeanshose sind oft über 30 Einzelteile nötig.
Je nach gewünschter Jeansart wird die Hose noch weiter veredelt und ausgewaschen. Für den bekannten Used-Look werden die Jeanshosen ebenfalls gebleicht, sandgestrahlt oder mit Steinen gewaschen – was leider wieder mit einer gesundheitlich bedenklichen Umgebung für die Arbeiter einhergeht.
Zum Schluss durchlaufen die Jeans noch einen Bügelautomaten – und werden dann für den Versand und Handel vorbereitet sowie verpackt.
Die Jeanshose im Handel:
Das fertige Produkt kommt danach in den Handel und wird dort verkauft. Im Durchschnitt kauft jeder Deutsche im Jahr zwischen 40 und 70(!) neue Kleidungsstücke. Damit steht Deutschland mit den USA und der Schweiz an der Weltspitze.

Du siehst: Um ein Kleidungsstück herzustellen sind von der Rohstoffgewinnung bis hin zum Handel sehr viele Arbeitsschritte notwendig. Arbeitskraft, Materialaufwand, Transportkosten, Mieten für Fabriken, Bezahlung der Zwischenhändler, etc. addiert bilden die Grundlage für die Preisberechnung der einzelnen Kleidungsstücke.
Angesichts dieser vielen Faktoren, die berücksichtigt werden müssen, kommt es mir mittlerweile geradezu befremdlich vor, dass ich so lange Zeit nicht hinterfragt habe, wie ein Shirt bei H&M oder Primark nur einige wenige Euro kosten kann.
Ich finde es sehr wichtig, dass man sich als Konsument bewusst macht, dass nicht faire Mode zu teuer ist – sondern Fast Fashion Hersteller einfach rücksichtslos und ohne ethisches Bewusstsein ihre Gewinne maximieren möchten, indem sie eine möglichst große Menge billiger Mode an unwissende Kunden verkaufen.
Nur dadurch, dass immer mehr Menschen die in solchen Fabriken hergestellten Produkte eben nicht kaufen, kann ein Statement gegen diese Ausbeutung – meines Erachtens nach häufig schon moderne Sklaverei – gesetzt und auch den Menschen, die nicht im Überfluss leben, ein lebenswertes und würdiges Leben ermöglicht werden.
Informieren: Fair Fashion Labels, Shops & Onlineshops
Wo sind nun aber Deine zukünftigen fair und/oder nachhaltig produzierten Kleidungsstücke erhältlich? Du fragst Dich sicher auch: Woher weiß ich, dass die Kleidung wirklich so produziert wurde, wie ich es mir vorstelle?
Hier muss ein wenig recherchiert werden, beispielsweise einfach unter Suchbegriffen wie “Faire Mode online” oder “Fair Fashion in xy” in Google.
Auch Fair Fashion Blogs sind eine gute Anlaufstelle, hier werden häufig neue Labels vorgestellt. Zudem haben wir auf unserem Blog einen kleinen Fair Fashion Guide mit Herstellern fairer Mode und diversen Onlineshops zusammengestellt.
Zum Erkennen fairer Mode gibt es außerdem drei Siegel, auf die man achten und sich durchwegs verlassen kann: GOTS, FairTrade und die FairwearFoundation. Ich möchte aber dazusagen, dass es nicht immer nur auf Siegel und Zertifikate ankommt. Kleine und recht neue Labels im Bereich Faire Mode können sich die meist kostspieligen Zertifikate kaum leisten und bieten dennoch ethisch einwandfreie Kleidung an.
Klick’ Dich doch gleich ‘mal durch meine 5 liebsten Fair Fashion Labels bzw. Onlineshops, die wirklich leistbare Stücke im Sortiment haben:
- Kings of Indigo (Mitglied der FairwearFoundation, verwendet nachhaltige Materialien und umweltschonende Verfahren)
- People Tree (Pionier im Bereich faire Mode, produziert ethisch korrekt und verwendet Bio-Baumwolle sowie FairTrade-Materialien)
- ARMEDANGELS (Faire Bedingungen für die Arbeiter, Verwendung nachhaltiger Stoffe wie Bio-Baumwolle und Tencel)
- Jan N June (Ökologisch und ethisch korrekt hergestellte Mode von zwei jungen Designerinnen)
- Veja (Coole Sneakers aus umweltfreundlichen Materialien und fairer Produktion)
Die liebe Justine hat dem Thema günstige Fair Fashion Labels übrigens einen ganzen Beitrag gewidmet.
Nutze den Sale der Marken, die faire Mode führen
Auch Unternehmen, die Mode unter ethisch korrekten Bedingungen herstellen, bieten mindestens zwei Mal im Jahr einen Abverkauf oder ein ganzjähriges Outlet mit Kollektionen aus der vorherigen Saison an. Mein liebstes Fair Fashion Label Kings of Indigo hat beispielsweise immer wieder Sale, im Zuge dessen man die Kleidung um bis zu ein Drittel günstiger erstehen kann. Auf den Outfit-Fotos in diesem Beitrag trägt Helena übrigens eine Hose und ein Shirt von Kings of Indigo, das sie zu einem sehr kleinen Preis dort im Sale gekauft hat.
Second Hand Mode: Designerkleidung zu leistbaren Preisen
Wenn man bedenkt, dass Studien zufolge mehr als 1.000€ an unbenutzten Dingen bei den Deutschen zuhause gehortet werden (wovon Vieles noch tadellos in Ordnung und für jemanden anderen vielleicht nützlich ist), solltest Du Dich auch ganz nach dem Motto “one man’s trash is another man’s treasure” nicht vor Second Hand Mode verschließen.
Klar: Lange Zeit hatte das Tragen von gebrauchter Kleidung den fahlen Beigeschmack von Geiz und schlechter Qualität. Längst vorbei sind aber die Zeiten minderwertiger Ware aus zweiter Hand, mittlerweile gibt es einen großen Markt um gebrauchte Luxus-Taschen und hochwertige, gut erhaltene Kleidung. Auch der Bereich Online Second Hand, vor allem bei Designer-Mode, boomt: Hier sind z.B. Vestiaire Collective oder Mädchenflohmarkt empfehlenswert. Günstigere Kleidungsstücke und teilweise auch Designerkleidung sind beispielsweise bei Second Passion aus Krems, die auch einen Onlineshop haben, erhältlich.
Fair Fashion Outfit mit JOST x Glashaus Rucksack
Helenas Look auf den Fotos in diesem Beitrag soll zeigen, wie toll man sich auch mit einem kleineren Budget mit fairer Mode einkleiden kann. Das Shirt aus der Herrenabteilung von Kings of Indigo (ja, auch hier lohnt es sich, ab und zu vorbeizuschauen) und die olivgrüne Hose hat sie im Sale ergattert, die beiden Teile kosteten gerade ‘mal ein Drittel vom ursprünglichen Preis. Kings of Indigo ist übrigens “Most Sustainable Denim Brand in Europe”.
Der schwarze Rucksack vom Label JOST* ist zwar eine kleine Investition, wird aber dank der tollen Verarbeitung und den hochwertigen verwendeten Materialien zu einem langlebigen Alltagsbegleiter. Die Materialien sind zu 100% vegan. JOST steht für authentisches, europäisches Taschendesign: Die Taschen werden aus hochwertigen Materialien in dem Partnerbetrieb in Polen produziert.
Von Menschen, die Philosophie, unser Können und unsere Ansprüche an Qualität teilen. Wir verzichten bewusst auf kostengünstige, umwelt- und sozialpolitisch zweifelhafte Alternativen aus Fernost.
Der Rucksack entstand in Kooperation mit der Band Glashaus, die kürzlich ihr neues Album “Kraft” herausbrachte. Bandmitglied Moses Pelham, seines Zeichens Rap-Künstler und Musikproduzent ist Veganer, weshalb dann auch diese vegane Capsule Kollektion entstand. Zu der Kollektion gehören neben diesem Rucksack noch ein weiteres Rucksack-Modell und eine Business-Tasche.
Auch auf den aktuellen Outfit-Fotos zu sehen: Helenas Lieblingsjacke von Acne. Diese hat sie ebenfalls mit fast 70 Prozent Rabatt erstanden – und zwar beim oben erwähnten Designer-Second-Hand Onlineshop Vestiare Collective.
OUTFIT-DETAILS:
Acne Leather jacket: here via Vestiare Collective (Vestiaire Collective is one of the biggest luxury Online Second Hand platforms)
Army shirt and pants: here and here via Kings of Indigo (Produced under fair conditions. K.O.I. is an active member of the FairWearFoundation, using sustainable materials like organic cotton)
Black boots: here via Dr. Martens (made in England)
Black backpack: here via JOST (JOST is committed to ecology, carefully selecting sustainable materials and processes to limit damage to the natural environment)
*Anzeige: PR-Sample, der Rucksack wurde uns freundlicherweise kostenlos zur Verfügung gestellt.
Hey, danke für deinen Beitrag. Ich selber bin ja viel mit Second Hand unterwegs und sage mir, warum auch nicht? Ich kaufe und verkaufe und finde super, dass ich damit erstens nicht meinen Geldbeutel strapaziere und auch den Umweltaspekt im Blick habe.
Hab einen guten Start in die Woche. Liebe Grüße!
Toller Beitrag! Aktuell kostet übrigens ein Kilo konventionelle Baumwolle etwa 3€ ( aus indien) und 7€ die Bio Baumwolle. Das ist alleine der Einkauf des Rohstoffes, ohne Produktions, Versandkosten! Wie da marken wie H&M und Primakr auf 2,50-5 € für ein T-shirt kommen macht mich immer sprachlos!
Ich bin auch auf eurer Schiene, Vintage und Fairer Sale 😀 finde das ne Gute mischung! Außerdem bekommt man auch immer mehr Faire sachen auf kleiderkreisel und co! Habe erst letzte Woche ne Kings of Indigo Jeans auf Kleiderkreisel entdeckt 🙂
xx Franzi