Nachhaltige Outdoor-Bekleidung zu finden ist gar nicht so einfach: Es gibt eine nahezu unüberschaubare Anzahl mehr oder weniger nachhaltiger Materialien und die meisten Läden führen nur die üblichen Marken, die mit Nachhaltigkeit häufig nicht viel am Hut haben. Nachfolgend 5 Tipps, die Dir helfen sollen, die bessere Wahl zu treffen und Dir und Deiner Umwelt einen Gefallen zu tun.
Im Herbst leiden alle bekennenden Naturfans am Outdoor-Fieber: Die Temperaturen sind so angenehm, dass es sich anbietet, längere Wanderungen zu unternehmen und trotzdem kann man noch die ein oder andere Sonnenstunde genießen. Stellt sich nur die Frage: Woher bekomme ich funktionelle Kleidung – ohne der Natur, die ich so sehr liebe, zu schaden?
Besonders bei Outdoor-Bekleidung steht man oft vor der Wahl: Funktion oder Nachhaltigkeit? Greenpeace kritisierte Outdoor-Bekleidungshersteller immerhin schon des Öfteren wegen der Verwendung giftiger Chemikalien in deren Ware.
Nachhaltige Outdoor-Bekleidung: Wieviel Funktion muss sein?
Klar: Kleidung, die man bei Wind und Wetter trägt, sollte atmungsaktiv sein, vor Wind und Regen schützen und bei Kälte warm halten. Die verschiedenen High-Tech-Stoffe in Outdoor-Kleidung locken damit, all diese Funktionen in einem Produkt zu vereinen. Hinter den hochfunktionellen Stoffen steckt leider aber meist ein viel höherer Einsatz schädlicher Chemikalien. Der Extrembergsteiger ist vielleicht auf seine dreilagige Membranjacke mit extrem hoher Wassersäule angewiesen – wer jedoch nur alle paar Wochen locker wandern geht, dem wird die laut DIN-Norm ab 1300 Millimeter als wasserdicht geltende Regenjacke aber bestimmt auch reichen.
Es gilt also: Überleg’ Dir, für welche Zwecke Du Deine Outdoor-Ausrüstung nutzen willst – und lass’ Dich nicht von dem ganzen High-Tech-Firlefanz der Bekleidungshersteller blenden, wenn es darum geht, nachhaltige Outdoor-Bekleidung zu finden.
Sind Recycling-Fasern die Lösung des Problems?
Outdoor-Bekleidung, ob nachhaltig oder nicht, besteht zum größten Teil aus Chemie. Dies ist leider unumgänglich, wenn die Kleidung Schutz vor Nässe bieten und Schweiß ausleiten soll.
Diese syntethischen Fasern haben jedoch gravierende ökologische Nachteile: Sie verbrauchen bei ihrer Herstellung sehr viel Energie. Zudem dient meist ein giftiges fossiles Mineralöl als Basis. Die Chemiefasern sind auch extrem schwer zu entsorgen, da sie kaum bis gar nicht verrotten.

Hier steuern manche Hersteller von Outdoor-Bekleidung schon gegen und greifen zu einer ressourcenschonenderen Alternative: Recycling-Polyester. Nachhaltige Outdoor-Bekleidung aus solchen Fasern gibt es beispielsweise bei
- Bleed (ökologisch, vegan und fair produziert – wir haben euch das Streetwear-Label Bleed schon auf dem Blog vorgestellt),
- Vaude (ist Mitglied der Fairwear Foundation & verwendet recycelte Materialien),
- Patagonia (verwendet Recycling-Fasern & hat ein Rückgabe-System) und
- Klättermusen (verwendet Recycling-Materialien und hat ein Recycling-System).
Grundstoff für das Recycling-Polyester sind meist eingeschmolzene PET-Flaschen. Dieses Verfahren verbraucht ca. 50-75 Prozent weniger Energie als eine neue Chemiefaser aus Mineralöl herzustellen.
Dennoch: Auch das Leben einer Jacke aus Recycling-Fasern ist am Ende ihrer Tragedauer vorüber. Geht es denn überhaupt noch besser? Ja, es geht besser! Nämlich so:
Die Verwendung von recyclebaren Materialien bei Outdoor-Bekleidung
Die beste Lösung wäre es, wenn alle Outdoor-Bekleidungshersteller ihre Artikel am Ende der Tragedauer zurücknehmen und diese dann wieder verwerten würden. Dies passiert bisher aber leider in den wenigsten Fällen.
Pionier in dieser Hinsicht ist der amerikanische Outdoor-Ausrüster Patagonia, der in Sachen Umweltschutz schon seit 40 Jahren als Vorreiter der Branche gilt. Bei Patagonia existiert ein eigenes Rücknahme-System: Kunden können ihre gebrauchte Patagonia-Kleidung zurück in den Laden bringen oder in’s Werk schicken. Aus dem Großteil der zurückgegebenen Waren werden dann neue Kollektionen hergestellt. Ebenfalls erwähnenswert: Patagonia repariert in seinen Läden kaputte Outdoor-Bekleidung kostenlos und gewährt lebenslange Garantie auf seine Produkte.
Denn: Nichts ist wichtiger und wirksamer, als Kleidung möglichst lange zu tragen. Die britische Organisation WRAP (The Waste and Resources Action Programme) hat festgestellt: Wer seine Kleidung nur um neun Monate länger nutzt, verringert seinen CO2-, Wasser- und Abfall-Footprint um 20-30% – einfach, weil dann weniger weggeworfen, weniger Neues gekauft und daher auch weniger produziert wird.
Der recht junge Outdoor-Bekleidungshersteller Pyua aus Kiel (habe ich Dir in diesem Beitrag über faire Skimode schon einmal vorgestellt) geht noch einen Schritt weiter und ist die erste Funktionsbekleidungsmarke weltweit, die hochwertige Outdoor-Bekleidung aus bereits recycelten bzw. recyclefähigen Polyester-Materialien fertigt – und diese mittels einem Rücknahmesystem und verschiedenen Partnern in einem geschlossenen Kreislauf vollständig wiederverwerten kann. Dies nennt sich Closed-Loop-Recycling.

Nachhaltige Outdoor-Bekleidung: Bitte ohne PFC!
“Time to Detox” – unter diesem Motto stand die von Greenpeace gestartete Kampagne zum Thema Chemikalien und Giftstoffe in unserer Kleidung. Auch auf unserem Blog ging ein Artikel zu dem Thema “giftige Klamotten” online.
Die per- und polyfluorierten Carbone (PFCs) oder Fluorcarbone sind Substanzen, die als besonders gefährlich für Mensch und Umwelt gelten – und im Verdacht stehen, Krebs auszulösen. Auch sie sind von der Umwelt kaum abbaubar.
Outdoor-Bekleidungshersteller verwenden viele PFC-haltige Chemikalien. Dies geschieht, um die Oberflächen wetterfester Artikel wasser- und schmutzabweisend zu machen. Die Kampagne von Greenpeace bewegte jedoch einige Hersteller dazu, dies zu ändern.
Umweltbewusste Outdoor-Ausstatter arbeiten nun daran, die gesamte PFC-Reihe aus ihren Kollektionen zu verbannen: Bei Vaude ist beispielsweise bereits 72% der gesamten Outdoor-Bekleidung PFC-frei, Jack Wolfskin schafft sogar 75% und Newcomer Pyua führt Produkte, die zu 100% ohne PFC auskommen. Auch der britische Outdoor-Bekleidungshersteller Páramo verzichtet auf PFC und verwendet stattdessen die Nikwax Analogy Material-Technologie – eine leistungsstarke Imprägnierung, die mit den entsprechenden Pflegeprodukten direkt in der Waschmaschine erneuert werden kann.
Zusammengefasst: 5 Tipps, um nachhaltige Outdoor-Bekleidung zu finden
In der Kürze liegt die Würze und daher möchte ich Dir hier nochmal meine 5 Tipps auflisten, um in Sachen Outdoor-Bekleidung nachhaltiger zu agieren:
- Outdoor-Mode aus Recycling-Fasern ist ein Schritt in die richtige Richtung.
- Kaufe wenn möglich Mode aus Materialien, die wieder recyclebar sind.
- Vermeide Outdoor-Bekleidung, die zu einem großen Teil PFC enthält.
- Trage Deine Kleidung so lange wie möglich und lass’ sie reparieren, wenn etwas kaputtgeht.
- Achte auf Siegel wie Bluesign und FairWear Foundation. Bluesign ist das relevante Textilsiegel für die Outdoor-Branche, das den ganzen Herstellungsprozess überprüft. Auch bei der FairWear Foundation, die ethisch korrekte Arbeitsbedingungen sicherstellt, sind schon einige Outdoor-Bekleidungshersteller Mitglied.
Meine Fair Fashion Picks: Nachhaltige Outdoor-Bekleidung:*
Und abschließend zur besseren Übersicht noch eine kleine Liste mit Unternehmen, die nachhaltige und/oder faire Outdoor-Bekleidung herstellen:
- Vaude (Möglichst umweltfreundlich und fair produzierte Outdoor-Produkte)
- Patagonia (Seit Jahrzehnten Pionier in Sachen Umweltschutz unter den Outdoor-Bekleidungsherstellern)
- Jack Wolfskin (Mitglied der FWF, Kollektionen werden zum Großteil PFC-frei produziert)
- Pyua (Nachhaltige & hochwertige Ski- und Outdoor-Bekleidung, arbeiten nach einem Closed-Loop-Recycling-System)
- Klättermusen (Hochwertige Outdoor-Mode, es werden nachhaltige Materialien wie Bio-Baumwolle verwendet und auf PFC-Freiheit geachtet)
- Bleed Clothing (Ökologisch, vegan und fair produzierte Sports- und Streetwear)
- Picture Organic Clothing (Nachhaltige Outdoor-Bekleidung, großteils aus recycletem Polyester)
- Páramo Directional Clothing (PFC-freie Outdoor-Bekleidung, Páramo achtet auf ethisch korrekte Herstellung)
- Maier Sports (arbeitet daran, die Kollektionen PFC-frei anzubieten und ist Mitglied der FairWear Foundation)
*Affiliate-Links: Beim Klick auf die Produkte oder einem Kauf erhalte ich eine kleine Provision. Die anderen Links sind nicht Teil eines Affiliate-Programms.
Wow toller Beitrag, find ich schön und ja du hast recht, es ist ein guter Weg in die richtige Richtung.
Danke für den Beitrag. Ich kannte einige Marken davon noch gar nicht.
Herzliche Grüße an dich!
Hallo ihr beiden,
toller Artikel und schöne Zusammenfassung! Ich war ja gerade vorletzte Woche erst zum Wandern in Garmisch und hab festgestellt, dass ich dringend mal ein paar Wanderschuhe brauche (gar nicht so leicht in fair + vegan!).
Aber zum Glück legen ja einige Outdoor Hersteller schon mal deutlich mehr Wert auf eine nachhaltige Produktion als viele Fast Fashion Marken. 🙂
Liebe grüße,
Corinna
http://www.kissenundkarma.de
Toller und Informativer Artikel! Ich finde, dass es noch wichtig ist bei “recycelten PET-Flaschen Textilien” zu schauen wo recycelt wurde! Denn gerade große Firmen wie Adidas die Recycling als PR Gag missbrauchen, lassen das in China beispielsweise machen, wo wirklich lasche Auflagen gelten und dann kann man natürlich in die geschmolzenen PET Flaschen Chemie ohne ende reinschütten, um zum Beispiel aus grünen Flaschen weiße Fasern zu bekommen. Ob das dann am Ende noch so sustainable ist ist die andere Frage. Ich finde vor allem die sache mit dem PFC freien Membranen sehr wichtig! Denn da ist die Outdoobranche wirklich ein textilschmarotzer. Der BUND hat da mal vor nem Jahr einen total guten und vor allem erschreckenden Bericht veröffentlicht wie giftig das Zeug eigentlich ist! Textiltechnologisch eine alternative zu Gore Tex zu finden ist leider nur echt nicht einfach.. Aber ich beobachte schon seit jahren gespannt die Bemühungen von Vaude und Co und bin gespannt was da in der Forschung noch alles geht!
xx Franzi
https://unpetitsourireslowsdown.wordpress.com/
Hey, vielen Dank für den tollen Artikel!
Ist ja Wahnsinn, das wir unseren Footprint schon um 20 bis 30% senken können, wenn wir unsere Kleidung nur 9 Monate länger tragen! Da lohnt sich das Socken stopfen ja doch wieder! 🙂
Vielen Dank auch für deinen Hinweis mit der Marke “Patagonia”. Ich bin gerade auf der Suche nach ein paar neuen Outdoor Sachen, werde mir deren Angebot auf jeden Fall mal anschauen. 🙂
Hallo,
Danke für den Artikel.
Meiner Meinung nach sehe ich hier den Üblichen Hang den chemischen Industrieprodukten von vornherein den Vorrang zu geben.
Gott sei dank gibt es viele Menschen die sich für tradierte also über hunderte bis tausende von Jahren erprobte Lösungen interessieren.
Hier gibt es bereits vollkommen unproblematische Outdoorbekleidung, die nach meiner Erfahrung und derer vieler anderer Waldläufer weit bessere Funktionalität hat als am Reißbrett und Computer konstruierte Ausrüstung.
Ich bin immer wieder erstaunt wie Menschen einer Industrie vertrauen, die seit über 40 Jahren weiß, dass die Weichmacher im Kunststoff wie Östrogene und als Testosteronblockerund dies über Jahrzehnte erst verschwiegen und dann lange Zeit dementiert hat.
Ich würde mich freuen mal zu dem Thema bei euch was entdecken.
Martin
Liebe Helena, liebe Eva,
ich bin gerade per Pinterest auf euren Beitrag gestoßen. Ich folge euch schon längere Zeit bei Instagram – jetzt bin ich das erste Mal auf deinem Blog unterwegs und finde ihn großartig. Euer Instagramprofil ist schon so hilfreich und informativ, aber euer Blog sprudelt gar mit tollen Tipps und Inspirationen über. Finde den Beitrag über die nachhaltige Outdoorkleidung unwahrscheinlich lesenswert, vor allem, weil ich viel draußen unterwegs bin. Danke euch 🙂
Liebe Grüße
Fabi von http://www.villaimmergruen.de